Angriff auf deutschen Politiker: 4 Jugendliche als Verdächtige identifiziert

von Otto Hofmann
2 Minuten Lesedauer

Die deutsche Polizei teilte am Montag mit, dass Ermittler nach einem Angriff auf den Europaabgeordneten Matthias Ecke und einen Wahlkampfhelfer der Grünen in Dresden drei weitere Verdächtige identifiziert hätten.

Ecke, Europaabgeordneter der Sozialdemokraten (SPD) von Bundeskanzler Olaf Scholz, wurde nach Angaben der Polizei am Freitagabend von vier Angreifern angegriffen, als er in Dresden EU-Wahlplakate aufstellte.

Wie die Ermittlungen verlaufen sind

Nachdem sich bereits ein 17-Jähriger gestellt hatte, wurden die Wohnungen von drei weiteren Tatverdächtigen durchsucht.

Im Rahmen der Ermittlungen wurden zunächst zwei weitere Tatverdächtige identifiziert und am frühen Sonntagabend auf Anordnung des Amtsgerichts Dresden deren Wohnungen durchsucht.

Am Sonntag wurde ein vierter Tatverdächtiger identifiziert, dessen Wohnung am späten Abend ebenfalls durchsucht wurde. Die Ermittler sagten, Beweise seien beschlagnahmt worden und würden nun ausgewertet. Alle vier sollen entweder 17 oder 18 Jahre alt sein.

Eine Sprecherin der Landespolizei sagte, die Durchsuchungen hätten in Dresden und Umgebung stattgefunden.

Beteiligt waren unter anderem Beamte der Polizeieinheiten zur Terrorismus- und Extremismusbekämpfung sowie der Bereitschaftspolizei.

Den drei weiteren Tatverdächtigen sollen die Ermittler durch die Auswertung von Beweismitteln auf die Spur gekommen sein, die bei dem Geständigen beschlagnahmt worden waren. Die Polizei teilte am Sonntag mit, dass der 17-Jährige, der sich ursprünglich gemeldet hatte, nicht vorbestraft sei und sich bislang „zum Tatmotiv nicht geäußert“ habe.

Medienberichten zufolge wurden in der Wohnung des ersten Tatverdächtigen rechtsextreme Gesinnungen festgestellt.

Ein Sprecher des Landeskriminalamtes sagte später, es gebe Grund zu der Annahme, dass einer der Verdächtigen rechte Ansichten vertritt.

Politisch motivierte Gewalt in Deutschland

Am Montag teilte Ecke auf X, ehemals Twitter, ein Bild seiner Verletzungen, das ein blaues Auge und eine durch ein Pflaster geschwollene Wange zeigt.

„Hier geht es nicht nur um mich, sondern um alle, die sich aus Leidenschaft politisch engagieren. In einer Demokratie sollte niemand Angst haben, seine Meinung zu äußern!“ er schrieb.

Bundeskanzler Scholz verurteilte den Angriff mit der Begründung, er sei eine Gefahr für die Demokratie. Am Montag teilte das Bundesinnenministerium mit, dass die Innenminister der 16 deutschen Bundesländer am Dienstag ein außerordentliches Treffen abhalten würden, um Maßnahmen zur Abwehr von Angriffen auf Politiker zu besprechen.

Dazu gehören eine stärkere Polizeipräsenz bei politischen Veranstaltungen sowohl auf lokaler als auch auf Bundesebene sowie ein besserer Schutz der Privatsphäre von Politikern.

Der 41-jährige Ecke, Vorsitzender der SPD-Europawahlliste in Sachsen, wurde niedergeschlagen, als er vor der Wahl im Juni Plakate aufhängte. Er sei „schwer verletzt“ worden und müsse nach dem Angriff operiert werden, teilte seine Partei mit.

Ecke war nur das jüngste politische Ziel, das in Deutschland angegriffen wurde. Ein 28-jähriger Mann, der Plakate für die Grünen aufhängte, sei am Abend zuvor in derselben Dresdner Straße „geschlagen“ und „getreten“ worden, teilte die Polizei mit.

Als Reaktion auf die Gewalt versammelten sich am Sonntag Tausende Demonstranten auf den Straßen von Dresden und Berlin, um gegen Rechtsextremismus und politische Gewalt zu protestieren.

Ein Sprecher des Innenministeriums sagte am Montag, die Angriffe stellten eine „neue Dimension der Gewalt“ dar.

rc/wmr (AFP, dpa)

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