Bundeskanzler Scholz fordert neues Messergesetz nach Anschlag in Solingen

von Otto Hofmann
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Der Solinger Bürgermeister Tim Kurzbach empfing am Montagmorgen den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz nach einem tödlichen Messerangriff, bei dem drei Menschen starben.

In seiner Rede vor Ort forderte Scholz strengere Messergesetze und sagte, es müssten Fragen zur gescheiterten Abschiebung des 26-jährigen syrischen Tatverdächtigen beantwortet werden.

Der mutmaßliche Angreifer sitzt seit Samstagabend in Untersuchungshaft. Ihm werden unter anderem Mordverdacht und Mitgliedschaft in der militanten Terrorgruppe „Islamischer Staat“ vorgeworfen.

Scholz erwartet „sehr schnell“ neue Waffenverordnung

Scholz‘ erster Halt war der Tatort. Dort legte er eine weiße Rose an der Stelle der Messerattacke auf dem Marktplatz nieder, bei der zwei Männer im Alter von 67 und 56 Jahren sowie eine 56-jährige Frau getötet wurden. Acht weitere Menschen wurden verletzt, vier davon schwer.

Der Anschlag im westlichen Bundesland Nordrhein-Westfalen (NRW) schockierte das Land und entfachte im Vorfeld der wichtigen Landtagswahlen am kommenden Wochenende erneut eine Debatte über Einwanderung.

“Das war Terrorismus, Terrorismus gegen uns alle”, sagte Scholz nach der Blumenniederlegung vor Journalisten. Der IS behauptete am Samstag, der Angreifer habe in seinem Auftrag gehandelt.

“Wir werden jetzt die Waffengesetze verschärfen müssen … insbesondere im Hinblick auf den Einsatz von Messern”, sagte er. “Ich bin sicher, dass das sehr schnell passieren wird.”

In Deutschland wurde kürzlich über eine mögliche Beschränkung der Länge von Messern, die in der Öffentlichkeit getragen werden dürfen, von 12 Zentimetern (knapp 5 Zoll) auf 6 Zentimeter debattiert.

Gescheiterte Bemühungen zur Rückführung des Verdächtigen im Fokus

Die Behörden hatten bereits im vergangenen Jahr geplant, den mutmaßlichen Angreifer nach Bulgarien abzuschieben. Dazu kam es jedoch nicht, weil sich der Mann zum Zeitpunkt der Abschiebung nicht in seiner Flüchtlingsunterkunft befand.

„Wir werden alles dafür tun müssen, dass diejenigen, die nicht in Deutschland bleiben können und dürfen, zurückgeführt und abgeschoben werden“, sagte Scholz.

Neben Scholz waren NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und seine Stellvertreterin Mona Neubaur bei der Rosenniederlegung anwesend, ebenso wie Landesinnenminister Herbert Reul und Solingens Oberbürgermeister.

Die Gruppe hielt kurz mit gefalteten Händen inne, bevor sie mit Feuerwehrleuten und Rettungskräften sprach.

Der Anschlag am Freitag ereignete sich im Rahmen eines „Festivals der Vielfalt“, das die Stadt anlässlich ihrer 650-Jahr-Feier veranstaltet hatte.

Wie reagiert Deutschland auf den Anschlag?

Daraufhin verschärfte die konservative Opposition in Deutschland ihre Rhetorik zur Eindämmung der Einwanderung. Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU, forderte einen sofortigen Stopp der Aufnahme von Flüchtlingen aus Syrien und Afghanistan.

Kevin Kühnert, Generalsekretär der Mitte-links-Fraktion von Scholz, wies die Forderung am Montag jedoch zurück.

„Die Antwort kann nicht sein, dass wir jetzt den Menschen, die vor Islamisten fliehen, weil sie von ihnen aufgrund ihres Lebenswandels verfolgt werden, die Tür vor der Nase zuschlagen“, sagte Kühnert.

“Für Abschiebungen sind in Deutschland die Länder zuständig. In diesem Fall wäre das Nordrhein-Westfalen gewesen”, sagte Kuhnert. Das Land müsse nun darlegen, warum es nicht gehandelt habe.

Die Landesregierung NRW wird von der CDU geführt, die Grünen sind Juniorpartner der Koalition.

Für Donnerstag ist auf Antrag der oppositionellen SPD und der wirtschaftsnahen FDP eine gemeinsame Sitzung des Innen- und des Integrationsausschusses des Landtags geplant.

Die SPD verwies in ihrem Antrag auf den Anschlag selbst und auf die Vorgeschichte des mutmaßlichen Täters, der “in einer Flüchtlingsunterkunft lebte und eigentlich ausreisepflichtig war”.

In dem FDP-Antrag hieß es, der Innenminister solle über „den aktuellen Stand der Tat und die Reaktionen der Landesregierung“ berichten.

Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser, die die Maßnahme zur Einschränkung des Messergebrauchs vorgeschlagen hatte, warnte Anfang des Monats, dass die „Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus in Deutschland weiterhin hoch“ sei.

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