Deutsche Minister befragten sich über „Täuschung“ beim Atomausstieg

von Otto Hofmann
3 Minuten Lesedauer

Zwei deutsche Minister verteidigten am Freitag ihre Vorgehensweise beim Ausbau der drei verbleibenden Kernkraftwerke in Deutschland während der Energiekrise 2022–23, nachdem ein Medienbericht behauptet hatte, der Prozess sei verpfuscht worden.

Cicero Das Magazin berichtete einen Tag zuvor, dass Funktionäre der umweltfreundlichen Grünen Partei „betrügerisch“ gehandelt hätten, indem sie Expertenrat ignoriert und versucht hätten, den seit 2011 geplanten Ausstieg aus der Kernenergie voranzutreiben.

Die Regierung war bestrebt, die Energieversorgung nach der umfassenden Invasion Russlands in der Ukraine zu sichern, bei der Deutschland auf russisches Erdgas verzichtete.

Bericht behauptet, Experten seien ignoriert worden

Nach einem Gerichtsurteil hat das Wochenmagazin vom Wirtschaftsministerium Unterlagen zu Plänen zur Laufzeitverlängerung der letzten deutschen Atomkraftwerke eingeholt. Die Dokumente enthielten E-Mails, Memos, Sitzungsprotokolle und Briefe.

Das Magazin behauptete, dass Spitzenfunktionäre der Grünen aufgrund ihres jahrzehntelangen politischen Engagements für den Ausstieg aus der Kernenergie daran interessiert seien, eine Verlängerung der Laufzeit der Atomkraftwerke zu vermeiden.

Cicero Es wurde behauptet, dass von den Ministerien bezahlte Experten, die argumentiert hatten, dass die Kernanlagen weiterhin sicher betrieben werden könnten, ignoriert und ihre Einschätzungen teilweise absichtlich verfälscht worden seien.

Das Magazin warf Wirtschaftsminister Robert Habeck außerdem vor, die Öffentlichkeit in einem Fernsehinterview im Februar 2022 in die Irre geführt zu haben, als er bestritt, dass eine Verlängerung der Lebensdauer der Atomanlagen den Energiebedarf Deutschlands im Winter decken würde.

Habecks Standpunkt stand im Widerspruch zu den Ratschlägen von Experten, die sagten, Atomkraft könne dazu beitragen, den Gasverbrauch einzusparen und eine Energiekrise zu vermeiden, genau wie Deutschland versuche, seine Abhängigkeit von russischer Energie zu verringern.

Einige Monate später stimmte die Regierung zu, die Lebensdauer der letzten drei Kernkraftwerke um mehrere Monate zu verlängern.

Die letzten drei Kernkraftwerke Deutschlands – Isar 2 in Bayern, Emsland in Niedersachsen und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg – wurden im April letzten Jahres endgültig abgeschaltet.

Wie haben sich die Minister verteidigt?

Nach einer Ansprache im Energieausschuss des Bundestags sagte Habeck, sein Ressort habe den möglichen Ausbau der Kernkraftwerke schon sehr früh geprüft.

Er sagte, die Betreiber hätten zunächst erklärt, dass die vorhandenen Brennelemente nur bis zum Ende des laufenden Jahres genutzt werden könnten.

Habeck verwies auf ein Schreiben des Energiekonzerns Eon vom Februar 2022, in dem es hieß, die Brennelemente seien voraussichtlich bis Ende 2022 ausgebrannt.

Später sagten die Betreiber, die Elemente könnten bis zu fünf Monate länger genutzt werden, bevor sie ihre Schätzung weiter ausdehnten, fügte er hinzu.

Damals hatte Habecks Wirtschaftsministerium argumentiert, dass Deutschland einen Ersatz für russisches Nationalgas brauche, das hauptsächlich zum Heizen und nicht für Strom verwendet werde, den die Atomkraftwerke lieferten.

Umweltministerin Steffi Lemke betonte unterdessen, ihr Ressort habe alle Vorgänge „transparent und verständlich“ dargestellt.

Der Grünen-Abgeordnete betonte, die Beurteilungen seien „stets an der nuklearen Sicherheit unseres Landes ausgerichtet“.

Robert Habeck bei einer Grünen-Veranstaltung im Jahr 2022
Habecks Grüne hatten schon lange den Ausstieg aus der Atomkraft gefordert

Deutschlands konservative Opposition schreit schlecht

Die konservative Fraktion im Bundestag hat zu den Berichten weitere Anhörungen von Habeck und Lemke gefordert.

„Nach wie vor besteht die begründete Annahme, dass Habecks Ministerium das Gegenteil von dem getan hat, was er öffentlich angekündigt hatte: Sachverhaltsverfälschung statt ergebnisoffener Prüfung“, sagte Andreas Jung, klimaschutz- und energiepolitischer Sprecher der CDU, gegenüber dpa news Agentur.

„Es verstärkt sich der Verdacht, dass die Entscheidung zum Atomausstieg nicht offen getroffen wurde, sondern von Anfang an feststand. Dass Menschen getäuscht und getäuscht wurden.“ Andreas Lenz, der politische Sprecher der CSU – der bayerischen Schwesterpartei der CDU – für Energie und Nachhaltigkeit, sagte.

mm/wmr (AFP, dpa)

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