Deutsche Polizei sprengt Europas „größtes“ Betrüger-Callcenter

von Otto Hofmann
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Die Polizei in Deutschland gab am Donnerstag bekannt, dass sie zusammen mit Kollegen aus Albanien, Bosnien, dem Kosovo und dem Libanon das vermutlich größte Betrüger-Callcenter Europas gesprengt habe.

In einer separaten Erklärung teilte die europäische Polizeibehörde Europol mit, dass am 18. April zwölf Callcenter durchsucht worden seien und dass bei der Razzia 21 Personen festgenommen worden seien.

Thomas Strobl, Innenminister des südwestdeutschen Bundeslandes Baden-Württemberg, lobte die Beamten dafür, dass sie „den wahrscheinlich größten Call-Center-Betrug Europas erfolgreich aufgedeckt haben“.

Europol sagte, die Täter würden sich bei dem Betrug als „nahe Verwandte, Bankangestellte, Kundendienstmitarbeiter oder Polizisten“ ausgeben und jede Menge „Manipulationstaktiken“ anwenden, um „ihre Opfer zu schockieren und um ihre Ersparnisse zu betrügen“.

Diese Taktiken reichten von der Androhung drohender (vorgetäuschter) strafrechtlicher Sanktionen oder der Beschlagnahme von Vermögenswerten bei Nichtzahlung bis hin zum Versprechen von Gewinnen oder Prepaid-Debitkarten.

Die Polizei nutzte die „Operation Pandora“, um Betrüger in Echtzeit zu überwachen

Die „Operation Pandora“ genannte Operation begann im Dezember 2023 in Deutschland, nachdem ein verdächtiger Bankangestellter die Polizei kontaktiert hatte, als eine 76-jährige Kundin aus Freiburg eilig 120.000 Euro (128.232 US-Dollar) von ihrem Sparkonto abheben wollte, um sie einem zu übergeben falscher Polizist.

Als echte Ermittler der Polizei die internetbasierte Telefonnummer ausfindig machten, mit der die Frau angelockt worden war, entdeckten sie eine wahre Goldgrube.

Hände tippen auf einem Smartphone
Bei der „Operation Pandora“ konnte die Polizei in rund 6.000 Fällen von Betrugsversuchen eingreifen.

Anstatt die Nummer zu sperren, gingen die Behörden stattdessen in die Offensive und richteten ein eigenes Callcenter ein, in dem Hunderte von Beamten aus Baden-Württemberg, Bayern, Berlin und Sachsen rund um die Uhr arbeiteten und rund 1,3 Millionen Anrufe in Echtzeit überwachten, wie die Die Nummer des ersten Betrugs war mit einem ganzen Netzwerk von Betrugs-Callcentern verknüpft.

Die Polizei konnte die Anrufe zurückverfolgen und aufzeichnen sowie potenzielle Opfer vor dem tatsächlichen Geschehen warnen und so wertvolle Zeit gewinnen, um die Tat vom 18. April zu komponieren.

Nach Angaben der Polizei konnten durch ihre Bemühungen in rund 6.000 Fällen von Betrugsversuchen Schäden in Höhe von rund 10 Millionen Euro verhindert werden.

Über eine Million Euro an Vermögenswerten wurden bei Razzien beschlagnahmt

Von den 21 Festgenommenen befinden sich 16 in ausländischen Gefängnissen im Westbalkan und im Libanon. Neun der festgenommenen Personen sollen für die Betrugsaktion verantwortlich gewesen sein.

Nach Angaben der Polizei konnten bei den Razzien elektronische Beweismittel, handschriftliche Notizen sowie Bargeld und andere Vermögenswerte im Wert von über 1 Million Euro sichergestellt werden.

Diese Beweise werden derzeit analysiert, in der Hoffnung, Informationen „über weitere mögliche Callcenter und weitere Betrüger“ zu gewinnen.

Der baden-württembergische Innenminister Strobl sagte, solche Betrügereien seien „besonders perfide und skrupellos, weil sie die Ängste und Bedürfnisse der Menschen ausnutzen“. Er kündigte an, dass die Behörden aus diesem Grund „mit äußerster Härte“ rechtliche Schritte einleiten würden.

js/nm (AFP, dpa)

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