Deutsche Polizei registriert mehr Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch

von Otto Hofmann
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Die Zahl der bekannten Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in Deutschland ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Polizeibericht..

Das Bundeskriminalamt (BKA) gab bekannt, dass sich im Fall der Produktion und Verbreitung von Missbrauchsbildern die Zahl der Fälle in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdreifacht habe.

Wie gliedern sich die Zahlen?

Die Zahl der registrierten Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern ist im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 % auf 16.375 Fälle gestiegen.

Darunter befanden sich 18.497 Opfer sexuellen Kindesmissbrauchs, etwa drei Viertel davon waren Mädchen. Bei mehr als der Hälfte der Opfer konnte nachgewiesen werden, dass sie zuvor eine Beziehung mit dem Täter hatten.

Von den 11.900 in den Fällen als Tatverdächtige registrierten Personen waren 94 % männlich.

Im gleichen Zeitraum wurden 1.200 Straftaten registriert, bei denen Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren sexuell missbraucht wurden – ein Anstieg von 5,7 % gegenüber 2022.

„Auffällig ist der hohe Anteil von Tatverdächtigen, die selbst Kinder oder Jugendliche sind, ebenfalls bei rund 30 Prozent“, heißt es zudem vom BKA.

Die meisten Fälle wurden in Bundesstaaten mit hoher Bevölkerungsdichte und großen Ballungsräumen registriert.

Die Polizei sagte jedoch, dass ein Anstieg der Fälle von Jahr zu Jahr kein Grund zur Beunruhigung sei. Da es eine große Zahl nicht gemeldeter Fälle dieser Art von Straftaten gebe, seien die Zahlen wahrscheinlich auf eine verbesserte Überwachung und Ermittlung zurückzuführen. Allerdings warnte sie auch, dass wahrscheinlich noch immer viele Fälle nicht gemeldet würden.

Gleichzeitig sei die Zahl der Fälle, in denen es um die Darstellung sexuellen Missbrauchs von Kindern ging, um 7,4 Prozent auf rund 45.000 Fälle gestiegen, teilte das BKA mit.

In den fünf Jahren von 2019 bis 2023 hat sich die Zahl der Fälle mehr als verdreifacht, von 12.268 auf 45.191.

Die Polizei führte dies vor allem auf eine Zunahme des Online- und Kommunikationsverhaltens sowie auf verbesserte Befugnisse der Polizei zur Verfolgung solcher Aktionen zurück.

Was sagten die Beamten zu dem Bericht?

„Täglich werden 54 Kinder und Jugendliche in Deutschland Opfer sexuellen Missbrauchs“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser bei der Vorstellung des Berichts.

„Das sind grausame Taten, die uns zutiefst berühren und sprachlos machen. Die meisten Opfer kannten die Täter als Familienangehörige, Freunde oder Bekannte.“

Sie sprach von grausamen Taten, die die Menschen fassungslos machten und forderte eine Diskussion über die Speicherung von Daten im Internet.

„Täter dürfen sich nirgends sicher fühlen. Wir brauchen deshalb auch eine Pflicht zur Speicherung der IP-Adressen durch die Provider“, sagte Faeser.

Das BKA weist in seinem Bericht darauf hin, dass die Zahl der aufgedeckten Fälle von Kindesmissbrauch eng mit der Überwachungstätigkeit und dem Anzeigeverhalten der Polizei zusammenhängt.

„Angesichts der zunehmenden Hinweis- und Fallzahlen haben wir unsere Auswertungsmöglichkeiten und die Zusammenarbeit mit den Landespolizeien gestärkt und werden unsere technischen Möglichkeiten weiter ausbauen, um Täter noch schneller und effektiver zu identifizieren“, sagte BKA-Vizepräsidentin Martina Link.

rc/wd (dpa, epd)

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