Laut Umfrage sehen die meisten jungen Deutschen keinen Sinn in der Politik

von Otto Hofmann
2 Minuten Lesedauer

Eine große Mehrheit der in Deutschland lebenden jungen Menschen glaubt nicht, dass politisches Engagement etwas ändern kann, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage ergab.

Die Stiftung, die den Bericht in Auftrag gegeben hatte, sagte, die Politik unternehme nicht genug, um junge Menschen zu erreichen.

Was die Zahlen zeigten

Weniger als jeder fünfte der befragten jungen Menschen glaubte, durch persönliches Engagement etwas für ein bestimmtes Anliegen bewirken zu können, ergab die Umfrage des Forschungsinstituts Verian.

In der im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung durchgeführten Umfrage unter 2.500 repräsentativen 16- bis 30-Jährigen äußerten rund 38 % Misstrauen gegenüber der Politik, ein weiteres Drittel äußerte teilweise das gleiche Gefühl.

Rund 40 % gehen davon aus, dass sich die gesellschaftlichen Verhältnisse nicht ändern lassen, und fast jeder Zweite fühlt sich oft von den Problemen in der Welt überfordert.

Etwa die Hälfte der Befragten gab an, dass es für junge Menschen nicht genügend Möglichkeiten gebe, sich über die Teilnahme an Wahlen hinaus politisch zu engagieren. Viele hatten das Gefühl, dass es zu viele Hürden gab, die sie davon abhielten, sich zu engagieren.

Weniger als jeder Zehnte gab an, dass er der Meinung sei, dass politische Parteien offen für die Ideen junger Menschen seien. Nur 8 % gaben an, sie seien der Meinung, dass das politische Establishment die Anliegen junger Menschen ernst nehme.

Was könnte die Situation verbessern?

Trotz des Ausmaßes der Unzufriedenheit mit den politischen Parteien sagte die Stiftung, die den gesellschaftlichen Wandel durch die Förderung bürgerschaftlichen Engagements vorantreiben will, dass mangelndes Engagement junger Menschen nicht auf eine Ablehnung der Demokratie zurückzuführen sei.

Von den Befragten gaben 61 % an, sie glaubten, dass die Demokratie trotz ihrer Schwächen die bestmögliche Regierungsform sei.

Allerdings gab fast die Hälfte an, mit der Funktionsweise der Demokratie in Deutschland unzufrieden zu sein – im Osten war dieser Anteil höher als im Westen.

„Junge Menschen wären politisch aktiver, wenn sie wüssten, dass ihre Bemühungen tatsächlich Wirkung zeigen und dass ihre Argumente Gehör finden“, sagte die Jugend- und Demokratieexpertin der Stiftung, Regina von Görtz.

„Das wäre ihre größte Motivation. Deshalb muss die Politik noch besser als bisher auf junge Menschen zugehen, ihre Meinung wertschätzen und sie in Entscheidungen einbeziehen.“

Zu den Themen, die vor allem für jüngere Menschen von Interesse waren, gehörten Frieden, psychische Gesundheit, Bildung und Inflation.

Entdecken Sie mehr Themen