Deiche halten bisher – Evakuierungen in Hitzacker
Das Hochwasser der Elbe hat bereits Ende der letzten Woche endgültig Niedersachsen erreicht. Spätestens am Freitag hieß es Alarmstufe IV – die höchste Alarmstufe. Am heutigen Montag sind in ganz Niedersachsen an der Elbe Pegelstände erreicht worden, die bisherige Rekordmarken übertreffen
Elbe: 40 Kilometer Hochwasserscheitel
Bisher halten alle Deiche und Hochwasserschutzvorkehrungen. Für ein leichtes Aufatmen sorgte auch das Öffnen der Hochwasserpolder in Brandenburg, die dem Hochwasser der Elbe einige Dezimeter nahm. Dennoch gibt es keinen Grund zur Entwarnung. Der Hochwasserscheitel scheint fast eingetroffen zu sein, denn das Wasser pendelt sich auf einem Höchststand ein. Der Scheitel wird voraussichtlich etwa 40 Kilometer lang sein. Damit ist er länger als alle bisher in Deutschland gemessenen. Das Wasser bringt den Hochwasserschutz an seine Grenzen und wird auch bei langsam sinkenden Pegeln noch mehrere Tage vehement auf die Deiche drücken. Diese können dabei aufweichen und auch beim abfließenden Hochwasser noch brechen. Weitere Überflutungen sind dann zu befürchten.
Elbe-Hochwasser: Pegelstände in Niedersachsen
Trotz der noch leicht steigenden Pegelstände sind am heutigen frühen Abend in Niedersachsen allen Ortens Rekordwerte gemessen worden. Die Pegelstände lauten für Schnackenburg 7,79 m, für Damnatz 8,19 m, für Hitzacker 8,16 m, für Neu Darchau 7,71 m, für Bleckede 11,77 m und für Hohnstorf 9,29 m. Damit liegen die bisherigen Pegelstände bis zu 58 cm höher als die bisher gemessenen Höchststände. Bis etwa Mittwoch ist noch ein geringer Anstieg der Wasserhöhe möglich. Aktuelle Hinweise sind beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz abrufbar.
Evakuierung in Hitzacker
Im Zuge des Hochwassers wurde die auf der Stadtinsel gelegene Altstadt von Hitzacker evakuiert. Die Einwohner sind zu Familie oder Freunden bzw. in Notunterkünfte ausgewichen. Bisher sind keine weiteren Evakuierungsmaßnahmen geplant und voraussichtlich auch nicht notwendig.
Diskussion um Hochwasserschutz beginnt
Während in den letzten Tagen an den Deichen entlang der Elbe in Niedersachsen viele Helfer den Hochwasserschutz durch Sandsäcke und andere Maßnahmen verbessert haben, entflammt die Diskussion um die Lehren aus dem Rekordhochwasser. So machte sich heute Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel für eine Renaturierung der Elbe stark. Er sagte: „In Zukunft liegt der Schutz vor solchen Entwicklungen nur in einer Kombination aus technischen und ökologischen Maßnahmen. Dazu gehören gute Deiche, aber auch weitere Rückdeichungen insbesondere im Oberlauf und die Einrichtung von mehr Poldern und Retentionsflächen.” Der Geschäftsführer des Niedersächsichen Landkreistages, Dr. Hubert Meyer, mahnte auch eine schnellere Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen und die Bereitschaft zur Mitarbeit der Bevölkerung an. Er erklärte: „Vor Ort erleben unsere Kolleginnen und Kollegen in den Verwaltungsverfahren oftmals, dass das Verständnis der Grundstückseigentümer und Nutzer beispielsweise bei Bauverboten oder dem Verbot der Lagerung von Gegenständen im Überschwemmungsgebiet auf Unverständnis stößt. Hier wünschen wir uns mehr Akzeptanz. Angesichts des Umstandes, dass es sich um das zweite sogenannte ‚Jahrhundert-Hochwasser‘ in elf Jahren handelt, kann man den Hochwasserschutz gar nicht Ernst genug nehmen.“
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