AfD erscheint auf TikTok als stärkste deutsche Partei

von Otto Hofmann
2 Minuten Lesedauer

Von allen im Bundestag vertretenen Parteien nutzt die rechtsextreme Alternative für Deutschland (AfD) die Jugend-Social-Media-Plattform TikTok am häufigsten. Dies geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie hervor.

„Wir beobachten auf TikTok massenhaft offen rechtsextremistische Symbole und Codes“, sagt Deborah Schnabel, Leiterin der Bildungsstätte Anne Frank, die die Analyse durchgeführt hat.

„Immer wieder sind auch Accounts aus der AfD oder aus dem Umfeld der Partei involviert“ in derartige Inhalte, sagte Schnabel.

AfD-Parteivorsitzende Alice Weidel gehört laut Studie zu den fünf einflussreichsten Politikern auf TikTok. Auf Platz eins liegt der AfD-Politiker Ulrich Siegmund aus Sachsen-Anhalt mit über 400.000 Followern.

Frau hält ein Handy, auf dessen Display ein Video der AfD-Politikerin Alice Weidel auf der Plattform TikTok zu sehen ist
Alice Weidel hat fast 300.000 Follower auf TikTok

Der Account des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz hat rund 260.000 Follower, der des Vizekanzlers Robert Habeck weniger als 30.000.

‘Paralleluniversum’

Die Autoren der 62-seitigen Studie warnen, dass AfD-Politiker und Rechtsextremisten die Plattform als „Paralleluniversum“ nutzen, um ihre Ideologie zu verbreiten und Unterstützung bei jungen Menschen zu gewinnen.

„Auf TikTok präsentiert sich die AfD als Kümmererin und Fürsprecherin der Jugend – demokratische Parteien haben darauf bislang keine guten Antworten gefunden“, sagt Schnabel.

So werde Weidel etwa auf TikTok oft als spontan und lustig dargestellt und fördere damit ein anderes Image als in den klassischen Medien, so die Autoren.

Eine im April veröffentlichte große Umfrage ergab, dass die AfD bei jungen Menschen im Alter von 14 bis 29 Jahren mit voraussichtlich 22 Prozent der Stimmen die beliebteste Partei ist – das ist das Doppelte ihres Ergebnisses noch vor einem Jahr.

“Schwache Leistung” anderer Parteien

So verfüge etwa der Mainzer AfD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Münzenmaier laut Schanel über knapp 80.000 Follower auf der Plattform, SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert komme auf rund 11.000.

Obwohl viele Politiker und Regierungsvertreter über TikTok-Konten verfügen, müssten sie ihre Kommunikationsstrategien überdenken, sagte Schanel und verwies auf die „schwache Leistung“.

Es reiche nicht, Erklärvideos und Bildungsinhalte auf Tiktok zu stellen, sagte sie und fügte hinzu: „Junge Menschen möchten auch in ihren ästhetischen Einstellungen respektiert und auf einer emotionalen Ebene angesprochen werden.“

Schnabel forderte, Medienkompetenz und politische Bildung in den Schulen einen höheren Stellenwert einzuräumen.

fb/rc (dpa, KNA, EPD)

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