Bahn rutscht immer tiefer in die roten Zahlen

von Otto Hofmann
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Die Deutsche Bahn hat im ersten Halbjahr 2024 einen Verlust von mehr als 1,2 Milliarden Euro (rund 1,3 Milliarden Dollar) gemacht, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten Halbjahresbericht des Konzerns hervorgeht.

Das Unternehmen führte das Defizit – das weitaus größer ist als zu Beginn des Jahres 2023 – und die Zeitplanverzögerungen größtenteils auf Streiks, extreme Wetterbedingungen und Vorauszahlungen für dringend benötigte Infrastrukturverbesserungen zurück.

Wie sehen die Figuren aus?

Der Umsatz belief sich im ersten Halbjahr 2024 auf 22,31 Milliarden Euro und lag damit 3 % unter den ersten sechs Monaten des Jahres 2023, in denen er 23 Milliarden Euro betrug.

Unter dem Strich sieht es allerdings noch schlechter aus: Von Januar bis Juni belief sich der Verlust auf 1,231 Milliarden Euro. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hatte der Verlust noch 71 Millionen Euro betragen.

Deutlich weniger Passagiere seien im ersten Halbjahr mit der Deutschen Bahn in den Fernzügen durchs Land gefahren als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, teilte der Betreiber mit.

In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres nutzten dem Konzern zufolge 64,2 Millionen Reisende die Fernzüge – sechs Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2023.

Trotz des Rückgangs bei den Fernverkehrszügen stiegen die Fahrgastzahlen insgesamt um 4,2 Prozent. Die Deutsche Bahn führte als Grund für den Nettoanstieg die Beliebtheit des 49 Euro teuren Deutschlandtickets für den Regional- und Nahverkehr an, das häufiger genutzt wurde.

Mit dem im letzten Jahr eingeführten Deutschlandticket können Fahrgäste für 49 Euro im Monat bundesweit alle öffentlichen Verkehrsmittel sowie Regional- und Nahverkehrszüge nutzen.

Wie lässt sich dieser Mangel erklären?

Bahnchef Richard Lutz sagte, wegen mangelnder Pünktlichkeit und Netzumbauten sei der Fahrgaststrom im Fernverkehr zurückgegangen.

Als Gründe für die schwächere Nachfrage und Pünktlichkeit nannte er Wetterereignisse und marode Infrastruktur, Streiks und Unfälle.

„Extremwetterereignisse beispiellosen Ausmaßes haben die ohnehin sanierungsbedürftige Schieneninfrastruktur an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gebracht und die betriebliche und finanzielle Situation im Personen- und Güterverkehr verschärft“, sagte Lutz. „Hinzu kamen Streiks und Unfälle.“

Das Unternehmen rechnet damit, im weiteren Jahresverlauf wieder profitabel zu sein – mit einer Rückzahlung von einer Milliarde Euro vom Bund für Streckensanierungen, die die Bahn im Voraus bezahlt hat. Darüber hinaus, so hieß es, sei das Ziel, in allen Geschäftsbereichen, vom Güterverkehr bis zum Fernverkehr, wieder profitabel zu werden.

Tausende Stellen sollen abgebaut werden

Der Betreiber kündigte außerdem an, dass er in den nächsten fünf Jahren rund 30.000 Stellen abbauen werde, vor allem in der Verwaltung.

„Wir müssen künftig mehr Bahn mit weniger Leuten schaffen“, sagte Finanzvorstand Levin Holle bei der Vorlage des Halbjahresberichts.

Im Rahmen der UEFA-Fußball-Europameisterschaft 2024, die vom 14. Juni bis 14. Juli in Deutschland stattfand, machten die Probleme der Deutschen Bahn mit Zugpannen und überfüllten Bahnsteigen international Schlagzeilen und viele Fußballfans waren davon betroffen.

Die negative Berichterstattung in ausländischen Medien war für ein Land, das einst stolz auf seine Präzision, Pünktlichkeit und Infrastruktur von höchster Qualität war, eine große Blamage.

rc/rmt (AFP, dpa, Reuters)

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