Hauptmann der deutschen Wehrmacht wird wegen russischer Spionage angeklagt

von Otto Hofmann
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Ein Mitglied der deutschen Bundeswehr wurde am Montag in der westlichen Stadt Düsseldorf wegen Spionageaktivitäten im Auftrag Russlands und der Preisgabe von Staatsgeheimnissen vor Gericht gestellt.

Der Mann im Rang eines Hauptmanns arbeitete im Ausrüstungs-, Technik- und Truppenunterstützungswerk der Bundeswehr in Koblenz.

Diese ist für die Ausrüstung der deutschen Streitkräfte sowie für die Entwicklung, Erprobung und Beschaffung neuer Ausrüstung und Technik zuständig.

Er wurde am 9. August letzten Jahres verhaftet und die gegen ihn erhobenen Anklagen wurden am 19. März veröffentlicht.

Der Prozess findet im Hochsicherheitsraum des Oberlandesgerichts des Landes Nordrhein-Westfalen statt.

Der Angeklagte (auf dem Foto durch ein Stück Papier in der Nähe der Kameralinse verdeckt) spricht mit seinem Anwalt im Gerichtssaal. Düsseldorf, 29. April 2024.
Der Beklagte soll freiwillig und unentgeltlich gehandelt haben

Angeblich suchte er selbst den Kontakt zu Russland

Dem Angeklagten wird vorgeworfen, ab Mai 2023 sowohl im russischen Konsulat in Bonn als auch in der Botschaft in Berlin wiederholt und unaufgefordert Kooperationsangebote gemacht zu haben.

Bei diesen Treffen soll er bereits einige sensible Informationen preisgegeben haben.

Die Staatsanwaltschaft sagt, es gebe keine Beweise dafür, dass er die Zahlung erhalten habe.

Der Fall erregte große Aufmerksamkeit, als er letztes Jahr erstmals ans Licht kam, und Innenministerin Nancy Faeser versprach strengere Sicherheitsmaßnahmen und mehr Wachsamkeit nach der Festnahme.

Bundeswehr und Militärtechnologie seit dem Einmarsch in die Ukraine im Fokus

Der Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 hatte große und gemischte Auswirkungen auf Deutschland und seine Streitkräfte.

Dies löste wahrscheinlich den ernsthaftesten Versuch seit Jahren aus, die Verteidigungsausgaben und die militärische Bereitschaft anzukurbeln, nachdem ähnliche Pläne früherer Regierungen nur wenige Ergebnisse erbracht hatten.

Aber es warf auch ein neues Schlaglicht auf die Probleme der Armee bei der Rekrutierung, Beschaffung und Einsatzbereitschaft.

Und schnell dominierte die Frage, welche Waffen Deutschland zur Unterstützung der Ukraine schicken würde, die Schlagzeilen im In- und manchmal auch im Ausland.

Es ist nicht der einzige Fall mutmaßlicher Spionage im Auftrag Russlands, der seit Kriegsausbruch ans Licht kam. Ein ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter wird in Berlin mit ähnlichen Vorwürfen konfrontiert.

Anfang des Jahres veröffentlichte Russland außerdem Audioauszüge aus einer Online-Videokonferenz zwischen hochrangigen deutschen Militäroffizieren, in der es um den Krieg in der Ukraine und die möglichen Auswirkungen neuer Waffenlieferungen ging.

msh/wd (AFP, dpa)

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