Scholz fordert zum Tag der Deutschen Einheit mehr Unterstützung für den Osten

von Otto Hofmann
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Das politische Establishment Deutschlands versammelte sich am Donnerstag, um den Tag der Deutschen Einheit, die jährliche Feier der deutschen Wiedervereinigung, zu begehen.

Die Feierlichkeiten fanden in der Stadt Schwerin, der Hauptstadt des ostdeutschen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern, statt.

Im prächtigen Schweriner Schloss aus dem 19. Jahrhundert, das zum Teil Sitz des Landtags ist, betonten deutsche Politiker die Notwendigkeit einer stärkeren Anerkennung der ostdeutschen Erfahrung.

Jedes Jahr am 3. Oktober feiert Deutschland die Vereinigung der Bundesrepublik Deutschland und der kommunistischen DDR im Jahr 1990, die nach dem Fall der Berliner Mauer ausgelöst wurde.

Der Feiertag löst immer wieder Debatten über die Lage des Landes nach der Wiedervereinigung aus. Kritiker sagen, der versprochene Wirtschaftsboom in Ostdeutschland sei ausgeblieben und die Unterschiede zwischen den beiden Regionen seien bis heute groß. Am deutlichsten wurde dies am Donnerstag in Berlin vielleicht in Form einer „Friedensdemonstration“, angeführt von Kritikern der deutschen Unterstützung für die Ukraine und Israel.

Die Herausforderung der Vereinigung

Bundeskanzler Olaf Scholz eröffnete seine Rede in Schwerin mit den Worten: „An diesem Tag ist die deutsche Einheit und Freiheit endlich erreicht.“

„Wir Deutschen feiern das große Glück, dass es so gekommen ist. Und es ist gut, dass wir diese Gelegenheit immer wieder nutzen, um uns selbst und andere daran zu erinnern, dass in einem viel weniger selbstbestimmten, viel weniger friedlichen, viel weniger alles auch ganz anders hätte ausgehen können.“ schöne Zeit“, sagte Scholz.

Die deutsche Bundeskanzlerin sagte, es gebe kein einziges Land auf der Welt, das in den letzten vier Jahrzehnten vor einer solchen Herausforderung gestanden habe wie Deutschland.

„Die Herausforderung besteht darin, zwei Gesellschaften zusammenzubringen, die über vier Jahrzehnte gespalten und völlig unterschiedlich organisiert waren – wirtschaftlich, politisch, kulturell und mental“, fügte Scholz hinzu.

Menschenmassen versammelten sich im Schweriner Schloss aus dem 19. Jahrhundert, um den Tag der Deutschen Einheit zu feiern
Die offizielle Gedenkfeier Deutschlands zum Tag der Wiedervereinigung fand im Schweriner Schloss aus dem 19. Jahrhundert statt

Für den Osten hat sich „alles verändert“

Mehrere Politiker sprachen von der Notwendigkeit einer stärkeren Anerkennung der ostdeutschen Erfahrung und der unerfüllten Wiedervereinigungsversprechen.

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig sprach über die Ungleichheit der Erfahrung.

„Für die meisten Menschen in den westdeutschen Bundesländern hat sich durch die deutsche Wiedervereinigung nicht viel geändert“, sagte Schwesig. „Aber für uns in Ostdeutschland, für unsere Familien hat sich fast alles verändert.“

Schwesig sagte, der Osten „bleibt anders: mit seinen Erwartungen und Erfahrungen, mit seinen Einstellungen und Lebensentwürfen.“

Sie sagte, dass die Region immer noch von Nachteilen geplagt werde und die Ostdeutschen im Vergleich zum Westen weniger wohlhabend seien.

Wiedervereinigung „nicht abgeschlossen“

Scholz schloss sich Schwesigs Argument an und fügte hinzu: „Für Millionen bedeutete der Umbruch in den Jahren nach der Wiedervereinigung vor allem eines: einen Zusammenbruch.“

Die Ostdeutschen erlitten „eine Entwertung ihres Wissens, ihrer Erfahrungen, ihres Lebenswerks“, sagte er.

Scholz räumte ein, dass die Wiedervereinigung des Landes seit dem Fall der Berliner Mauer zwar erhebliche Fortschritte gemacht habe, der Prozess aber alles andere als perfekt sei.

„Ich verrate hier kein Geheimnis: Die deutsche Wiedervereinigung ist in diesem Sinne natürlich auch nach 34 Jahren noch nicht abgeschlossen“, sagte Scholz.

Die Bundeskanzlerin rief dazu auf, sich weiterhin für eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen im Osten einzusetzen.

„Überall dort, wo die Politik bessere Lebenschancen und gleiche Lebensbedingungen schaffen kann. Das muss passieren. Und genau daran arbeiten wir gemeinsam, auf allen Ebenen“, sagte Scholz.

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