Ostfriesische Rose - Dekor für Teegeschirr - Foto von der Friesland Porzellanfabrik

Ostfriesische Rose

von Redaktion
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Porzellan-Dekor von der Küste

Bei der ostfriesischen Rose handelt es sich keineswegs um eine spezielle Blumenzüchtung aus Ostfriesland, vielmehr kennzeichnet sie das traditionelle Dekor des ostfriesischen Teegeschirrs. Erfunden haben diese gemalte Rose zwar nicht die Ostfriesen, aber sie haben sich die anmutige Schönheit für ihr Teeservice zu Eigen gemacht. Im Allgemeinen wird das Teeservice daher auch als Ostfriesische Rose bezeichnet. Das Teeservice besteht aus Teetassen mit Untertassen, einer Teekanne mit Stövchen zum Warmhalten, Sahnekännchen und Kandisdose sowie Kuchentellern.

Kennzeichnende Merkmale des Rosendekors

Im Mittelpunkt des Dekors für das ostfriesische Teegeschirr steht eine abstrakt gemalte, mal geschlossene oder geöffnete Rose in rosaroten oder violetten Farbtönen. Ergänzt wird das Blumenbukett durch Korbblüten und grünes Blattwerk, an dem sich Fruchtkapseln befinden. Auf manchen Porzellanteilen findet sich auch die Aster als Einzelblume.

Herkunft der ostfriesischen Rose

Das klassische Dekor kommt aus dem thüringischen Meißen, weltbekannt für das gleichnamige Porzellan. Hier entstanden die ersten Rosenmotive für das exzellente Meißner Porzellan. Die Wallendorfer Porzellanmanufaktur, die 1764 in Lichte-Wallendorf (Thüringen) gegründet wurde, gilt als Erfinderin des typisch ostfriesischen Rosendekors mit den entsprechenden Merkmalen.

Händler aus Thüringen brachten Erzeugnisse des Unternehmens mit diesem Dekor vermutlich gegen Ende des 18. Jahrhunderts nach Ostfriesland, wo es direkt auf großen Anklang stieß. Es wurde fortan als Markenzeichen auf dem Teegeschirr für die traditionelle Teezeit (Teetied) verwendet und hat sich praktisch eingebürgert. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sprach man beim ostfriesischen Teeservice nur noch von der „Ostfriesischen Rose“.

Im Laufe der Zeit bis heute wurde die Motivdarstellung einige Male in Einzelheiten abgewandelt, in stilistischen oder naturalistischen Varianten neu aufgelegt. Aktuelle Kollektionen verschiedener Hersteller zeigen das Rosenmotiv zum Beispiel neu angeordnet und „modernisiert“, wobei jedoch die ostfriesischen Werte wie Ehrlichkeit und Klarheit stets unverändert zum Ausdruck kommen.

Obwohl die Nachfrage nach anderen Porzellandekoren in Deutschland stieg, blieben die Ostfriesen ihrer Rose treu. Daraus folgte, dass sich einige Manufakturen auf die exklusive Herstellung des Motivs ausschließlich für den ostfriesischen Markt konzentrierten. Nahezu jeder Haushalt besitzt eine Ostfriesische Rose, durch die der Teegenuss erst richtig komplettiert wird. Erhältlich ist Teegeschirr mit diesem Motiv bei verschiedenen Anbietern wie der Friesland Porzellanfabrik in Varel.

Die ostfriesische Rose in klassischer Form, aber modernem Design - Foto von der Friesland PorzellanfabrikBedeutung der ostfriesischen Rose

Für die Ostfriesen ist das Rosendekor nicht nur Ausdruck ihrer Identität und Kultur, das Teeservice, das bei keiner ostfriesischen Teezeremonie fehlen darf, gilt zudem als Wertschätzung für die Gäste, spiegelt Lebensfreude, Genuss, Tradition und Stil wieder. Wer aus der Teetasse mit Rosenmotiv trinkt, hält inne, vergisst die Zeit und fühlt sich in der Gesellschaft wohl. Es ist eine Art harmonische Auszeit vom Alltag, die sich die Ostfriesländer sogar mehrmals am Tag gönnen. Daneben kommt die Ostfriesische Rose aber auch zu besonderen Anlässen gerne zum Einsatz.

Die ostfriesische Teezeremonie

Wo andere Kaffee trinken, um sich für den Tag und die Aufgaben zu stärken, schwören die Ostfriesen seit mehr als 300 Jahren auf Schwarztee, der auch als Nahrungsersatz an langen, harten Arbeitstagen gerne getrunken wird. So hat sich die ostfriesische Teezeremonie entwickelt, die vor allem für eines steht: In lieber Gesellschaft bei einer guten Tasse Tee Zeit miteinander zu verbringen und es sich gut gehen zu lassen. Seit dem Jahre 2016 gehört die ostfriesische Teezeremonie zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe.

Bezogen die Ostfriesen einst noch Assam-Schwarztee aus England, so stellen sie mittlerweile ihre eigenen hochwertigen Schwarzteemischungen her, welche als Ostfriesentee die Grundlage für die Teezeremonie bilden. Verwendet werden zum Aufbrühen ganze Blätter oder gebrochene Blätter (broken). Weiterhin gehören weißer Kandiszucker, der sogenannten „Kluntje“ sowie Rahm oder süße Sahne unverzichtbar dazu. Zubereitet und serviert wird der Tee in ostfriesischem Teegeschirr, bevorzugt mit dem Dekor der ostfriesischen Rose, wobei es auch noch einige andere, friesische Motive gibt.

Das Ritual der Teezeremonie gestaltet sich wie folgt:

  • Tee in der Teekanne aufbrühen
  • Kandiszucker mit der Kluntjezange in die Teetasse einlegen
  • Heißen Tee eingießen, dabei entsteht ein knisterndes Geräusch durch den zerspringenden Kandis
  • Sahne eingießen – es entfaltet sich ein zauberhaftes Wölkchen (Wulkje)

Gerade der Moment, in dem sich das Sahnewölkchen über dem Tee ausbreitet, wird als sehr meditativ und entspannend beschrieben. Zartes Gebäck oder kleine Kuchen ergänzen den ostfriesischen Teegenuss perfekt. Wer genug des guten Tees hat, der stellt seinen Löffel in die Tasse, was dem Gastgeber symbolisiert, dass kein Nachschenken erforderlich ist.

Fotos: Friesland Porzellanfabrik