Pultstockspringen
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Pultstockspringen

von Redaktion
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Traditionelle Sportart in den Marschgebieten

Pultstockspringen, auch als Paddstockspringen, Pullstockpringen, Klootstockspringen, Klotstockspringen je nach Region bekannt, gehört zu den traditionellen Sportarten in den Marschgebieten in Nordwestdeutschland, in den Niederlanden unter der Bezeichnung Fierljeppen sowie in Dänemark. Besonders in Ostfriesland kommt dem Stabweitsprung über Wassergräben und Tiefs eine besondere Bedeutung zu. Pultstockspringen ist nicht nur ein beliebter Volks- und Vereinssport, sondern auch aktiv in das touristische Programm Ostfrieslands eingebunden.

Hintergrund/Geschichte des Pultstockspringens

Die Marschregionen in Ost- und Nordfriesland, den Niederlanden und Dänemark werden von etlichen Wassergräben, Sielen und Tiefs durchzogen, die bis zu acht Meter Tiefe erreichen. In den früheren Jahrhunderten tüftelten sich die Menschen eine intelligente Lösung aus, um diese „feuchten Hindernisse“ trockenen Fußes überqueren zu können. Sie konstruierten sich einen extra langen Holzstock mit einer runden Scheibe an einem Ende und sprangen damit über die Wasserläufe. Der zweckmäßige Stabweitsprung entwickelte sich zum Brauch und gehört heute zu den Traditionssportarten in Ostfriesland, Nordfriesland, den holsteinischen Elbmarschen, Dithmarschen, den Niederlanden und Dänemark. In den Niederlanden werden Clubmeisterschaften, Ligawettbewerbe und einmal im Jahr die Nationale Fierljep Manifastion (NMF) ausgetragen.

Auch in die politische Geschichte ist das Pultstockspringen eingegangen. Die Bauernbevölkerung von Dithmarschen schlug in der Schlacht bei Hemmingstedt im Jahre 1500 das mit an die 12.000 Mann besetzte Heer des dänischen Königs und des Herzogs von Schleswig-Holstein mit ihren Klotstöcken. Etwa 6.000 Bauern errichteten eine Schanze und öffneten die Siele. Sie nutzten ihre Klotstöcke zum Überwinden der Wassergräben und setzten sie gleichzeitig als Waffen ein. Die Dithmarscher gingen als Sieger aus diesem Kampf hervor und sicherten damit der Region ihre Unabhängigkeit.

Der Pultstock und das Springen

Der etwa drei bis vier Meter lange Pultstock ist aus stabilem Material gefertigt und besitzt am unteren Ende eine kleine Scheibe. Diese verhindert das Einsinken des Stocks in den feuchten bzw. schlammigen Grund und bietet Halt. Auf der Landseite des ausgesuchten Wasserlaufs wird eine kurze Absprungrampe positioniert. Der Springer steckt den Pultstock ca. einen halben bis einen Meter vom Rand des Wasserlaufs entfernt (je nach Breite) in das Wasser ein, setzt mit Schwung an, während er mit seinen Händen das obere Ende des Stocks umgreift und versucht, den Graben zu überwinden. Dabei arbeitet er mit seinen Beinen, um die Richtung des Stocks zu beeinflussen. Bei sehr breiten Wasserläufen hangeln sich Geübte im Sprung am Pultstock hoch, um die Sprungweite zu verlängern. Aus dem Stand sind für die Könner durchaus Sprungweiten von über zehn Metern zu erreichen. Übung macht hier den Meister. Neben Kraft, Kondition und Geschick braucht es auch ein gutes Augenmaß für die zu überwindende Distanz, um den Stock im richtigen Abstand im Wasser zu platzieren. Spaß ist garantiert, denn es kann auch den versierten Pultstockspringern passieren, dass sie unfreiwillig ein Bad nehmen.

Wettkämpfe und touristisches Aktionsprogramm

In Ostfriesland ist jeder, ob Einheimische oder Gäste, herzlich eingeladen, sich im Traditionssport mit großem Funfaktor auszuprobieren. Manche Sportvereine betreiben das Pultstockspringen aus Spaß an der Freude neben ihren eigentlichen Disziplinen und tragen Sportwettkämpfe oder Schauwettkämpfe aus. Aber auch spontane oder geplante Freiwilligen-Wettkämpfe sind in Ostfriesland keine Seltenheit. Im Ort Südarle, im ostfriesischen Landkreis Aurich, versammeln sich an Himmelfahrt hunderte von Fahrradfahrern „Am großen Stein“, hissen die ostfriesische Nationalfahne und treten gegeneinander im Pultstockspringen an.

Vielfach  ist das Pultstockspringen Teil eines Besucher-Programms in den ostfriesischen Urlaubsorten, das auch weitere traditionelle Sportarten wie Boßeln, Klootschießen und Kreierrennen beinhaltet. Hier sind die Gäste aktiv eingebunden und können ihr Sprunggeschick beweisen.

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