Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg

Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg

von Redaktion
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Ausstellungen an drei Orten

Das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in der niedersächsischen Stadt Oldenburg, das 1923 erstmals eröffnet wurde, erstreckt sich auf drei Standorte. Im Oldenburger Schloss laden die Historischen Räume zu einem Erkundungsgang durch die höfische Geschichte ein, weiterhin sind dort die Sammlungen zu Kulturgeschichte, Kunstgewerbe und Design untergebracht. Das Prinzenpalais beherbergt die Galerie Neue Meister. Im sanierten Augusteum findet sich die Galerie Alte Meister. An die 30.000 Gemälde, Grafiken, Skulpturen sowie kulturgeschichtliche und kunstgewerbliche Objekte zählen die herausragenden Sammlungen.

Geschichtliche Entwicklung des Landesmuseums

Mit Beschluss der oldenburgischen Regierung vom 01. November 1919 erfolgte 1921 die Gründung des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte, das 1923 im Oldenburger Schloss eröffnet wurde. Die Grundlage des neuen Mehrspartenmuseums bildeten die Bestände der Großherzoglichen Gemäldegalerie, des Kunstgewerbemuseums und der Staatlichen Galerie Neuerer Malerei.

Bis in das Jahr 1933 fanden etliche Ausstellungen zur zeitgenössischen Kunst in Zusammenarbeit mit der seit 1922 bestehenden Vereinigung für junge Kunst statt. Die Sammlungen wurden um herausragende Werke u.a. von Paula Modersohn-Becker, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner sowie aus der Bauhausproduktion in Weimar und Dessau erweitert.

In den 1950er bis 1970er Jahren wuchs der Bestand erneut um eine Reihe bedeutender Kunstwerke der Moderne. Ein besonderer Fokus lag 1957 auf der Ausstellung „Maler der Brücke in Dangast“, denen heute ein eigener Sammlungsbereich gewidmet ist. 1966 erfolgte der Auf- und Ausbau der landesgeschichtlichen Sammlung im Oldenburger Schloss.

In den 1980er Jahren wurde das Augusteum für die „Galerie Alte Meister“ als zweiter Museumsstandort eingerichtet, seit 2003 ergänzt das Prinzenpalais als „Galerie Neue Meister“ das Museums-Ensemble. 2015 fand nach umfassender Sanierung die Wiedereröffnung des Augusteums statt.

Das Oldenburger Schloss – Historische Räume, Kulturgeschichte, Kunstgewerbe

Die einstige Residenz der Großherzöge von Oldenburg gilt als Wahrzeichen der Stadt und ist der Hauptsitz des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte, das auf den großherzoglichen Sammlungen aufgebaut wurde. Die Sammlungsschwerpunkte liegen hier auf den historischen Räumen sowie den Bereichen Kulturgeschichte und Kunstgewerbe.

Historische Räume

Herrliche Prunkräume veranschaulichen das Leben der Oldenburger Großherzöge im Schloss. Zu besichtigen sind der Schlossaal in der Beletage, der Thronsaal, der Marmorsaal, der Weiße Saal, der Strack-Saal, Blauer, Roter und Grüner Salon, das Idyllenzimmer, das Turmzimmer, das ovale Empfangszimmer sowie das Antiquarium. Antike Möbel und eine große Vielfalt an Kunstwerken, u.a. von Künstlern wie Anselm Feuerbach, Wolfgang Heimbach oder Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, dessen Idyllenzyklus 40 Gemälde umfasst und im Idyllenzimmer ausgestellt ist, spiegeln die Begeisterung der Oldenburger Großherzöge für Antiquitäten und Kunst.

Kulturgeschichte

Die materielle Kulturgeschichte des Oldenburger Landes vom Mittelalter über die Neuzeit bis in das 20. Jahrhundert wird anhand von 8.000 Exponaten nachvollzogen. Grundlage der umfangreichen Sammlung waren die Großherzogliche Altertümersammlung, die Waffensammlung des Herzogs Georg Ludwig und die Staatliche Münzsammlung.

Das mittelalterliche Kirchenwesen und die damit verbundenen sakralen Kunstwerke bilden den Schwerpunkt der Abteilung Mittelalterliche Kulturgeschichte. Die frühe Neuzeit beleuchtet die Themen Reformation, Handel im 17. Jahrhundert und das höfische Leben im 16./17. Jahrhundert. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die Kunstwerke der Hofmaler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein und Ludwig Philipp Strack.

Das 19. Jahrhundert im Oldenburger Land spiegelt die Bedeutung von Schifffahrt, Landwirtschaft, Handwerk und Verkehr, auch im Hinblick auf die Industrialisierung, wieder. Neben historischen Arbeitsgeräten sind u.a. ein Hochrad sowie ein antiker Kaufmannsladen zu bewundern. Vom ersten Weltkrieg bis in die 1960er Jahre reicht das Spektrum des Ausstellungsbereiches Kulturgeschichte im 20. Jahrhundert im Oldenburger Land. Exponate wie Feldpost, Sudetengepäck, Einrichtungsgegenstände und Design der 1950er Jahre sowie Mode der rebellischen 1960er Jahre zeichnen ein authentisches Bild der Jahrzehnte nach.

Kunstgewerbe & Design

Etwa 7.000 Exponate aus den Bereichen Porzellan, Fayence, Elfenbein, Textilien, Mobiliar sowie weitere 500 Objekte aus Kunsthandwerk und Design sind in der Sammlung Kunstgewerbe vertreten, welche auch die Bestände des ehemaligen Kunstgewerbemuseums enthält. Gegliedert ist die Sammlung in verschiedene Abteilungen, die zeitlich und stilistisch vom Mittelalter bis in die Gegenwart reichen:

  • Mittelalter
  • Buchmalerei und Druckkunst
  • Waffen- und Rüstkammer
  • Renaissance und Barock
  • Rokoko
  • Klassizismus
  • Jugendstil
  • Art Déco und Bauhaus
  • Design

Das Kunsthandwerk des Mittelalters war geprägt von kirchlich-religiösen Objekten, darunter Skulpturen, Holztafeln, Glasmalereien, Goldschmiedearbeiten, Heiligenbildern. Auch der Alltag der Reichen und Adeligen erhielt eine neue Dimension durch ästhetische Gegenstände. Besondere Exponate aus diesem Bereich sind der Reliquienbehälter aus Walrosszahn (11. Jh.) und die Stollentruhe aus Eichenholz (15. Jh.).

Die Buchmalerei und Druckkunst bewegte das Kunstgewerbe im Mittelalter. Aufwendige Illustrationen, Goldprägungen und Schriften machten handgeschriebene Bücher wertvoll. Der von Johannes Gutenberg eingeführte Buchdruck beendete die Hochzeit der Buchmalerei, eine neue Ära begann. Eine antike Inkunabel, Stundenbücher aus dem 15. Jahrhundert oder die prächtige Luther-Bibel sind Kostbarkeiten der Ausstellung.

In der Waffen- und Rüstkammer werden neben Rüstungen verschiedene historische Waffen aus dem 15. bis 18. Jahrhundert präsentiert. Zu sehen sind u.a. Rüstungen und Waffen der höfischen Repräsentationskultur wie die historische Steinschloss-Schießhacke oder der Knabenharnisch als Exemplar einer Prunkrüstung.

Kunstvolle Gebrauchs- und  Luxusgegenstände waren in der Renaissance und im Barock gefragt. Dabei wurden Elemente aus der Architektur auch auf Möbel übertragen. Ein Beispiel dafür ist der Kabinettschrank um 1600. Besonders im Frühbarock entstanden auch aufwendig gestaltete, technische Geräte wie die Klappsonnenuhr (1624). Muschelformen sind das Markenzeichen des Rokoko, der im 18. Jahrhundert Europa als Stilepoche eroberte. Aus dieser Zeit stammen einmalige Exponate wie der ostfriesische Kinderschlitten mit Pferdebüste und Muschelsitz (1730), die Amsterdamer Bestandsuhr (1750) und erlesenes Porzellan aus den berühmten Manufakturen Meißen und KPM.

Der französische Empire-Stil und der deutsche Biedermeier Stil verkörpern den Klassizismus (18./19. Jh.). Von pompösen Gebrauchsgegenständen des Empire bis hin zum schlichten Biedermeier- Wohnensemble erleben Besucher diese großen Epochen anhand ausgewählter Objekte.

Mit edlen Hölzern, floralen Motiven, geometrischen Elementen und einer sachlichen Linie erschafft sich der Jugendstil ab 1890 völlig neu. Die Epoche, die durch auffällige Glasunikate, formenstrenge Möbel und filigrane Dekorationskunst gekennzeichnet ist, wird im gleichnamigen Ausstellungsbereich wieder lebendig, z.B. mit dem Mädchen-Schlafzimmer aus dem Jahre 1911 nach dem Entwurf von Heinrich Vogeler, Vasen von Emile Gallé und Désiré Jean-Baptiste Christian oder dem Wohnzimmer von Hans Christiansen.

Mit Art déco und Bauhaus brachen in Frankreich und Deutschland die Zeiten der modernen Formensprache an. Während moderne Formen und individuelle Kunstgestaltung die goldenen 1920 Jahre beherrschten, strebte das Bauhaus nach der Verbindung von Form, Funktion, Material und leistete damit auch der Serienproduktion Vorschub. Mobiliar von berühmten Bauhaus-Künstlern wie Mies van der Rohe und Marcel Breuer zeigen die Meilensteine dieser Ära.

Das Design des 20. Jahrhunderts stellt besonders die Ikonen des schwedischen und italienischen Designs und deren einzigartige Entwürfe, darunter der Tulip Chair, in den Mittelpunkt.

Neben diesen Dauerausstellungen werden im ehemaligen Bibliotheksflügel des Oldenburger Schlosses auch große Sonderausstellungen aus Kunst, Kulturgeschichte und regionalen Themen gezeigt. Das Museum bietet zudem Führungen und Veranstaltungen für alle Generationen an und ist Forschungs- und Entwicklungseinrichtung.

Das Augusteum – Galerie Alte Meister

Im Augusteum sind die Alten Meister präsent. Die Sammlungen umfassen Gemälde der italienischen, niederländischen, französischen und deutschen Malerei, unterteilt in die Sparten Sakrale Kunst des Mittelalters, Renaissance und Manierismus, Goldenes Zeitalter, Barock und Rokoko. Zu den Highlights der Dauerausstellungen gehören die vier Evangelistentafeln von Taddeo di Bartolo (15. Jh.), Cornelis Cornelisz. van Haarlem, Mars und Venus (1622), Bartholomäus Spranger, Amor und Psyche (um 1600), Willem Claesz. Heda, Frühstücksstillleben (1645), Jacob Jordaens, Die Wunder des hl. Dominikus (um 1640/45).

Das Augusteum ist aus der ehemaligen Großherzoglichen Gemäldegalerie hervorgegangen und wurde 1867 eigens dafür erbaut. Ursprünglich befand sich diese im Obergeschoss, heute steht der eindrucksvolle Galeriesaal für Sonderausstellungen zur Verfügung.

Das Prinzenpalais – Galerie Neue Meister

Im Prinzenpalais findet sich die Galerie Neue Meister, die sich mit Malerei und Skulptur der Klassischen Moderne beschäftigt. Die Sammlungen gliedern sich in die Themenbereiche:

  • Kunst des 19. Jahrhunderts
  • Worpsweder Künstlerkolonie
  • Deutscher Impressionismus
  • Maler der Brücke in Dangast
  • Deutscher Expressionismus
  • Kunst der 20er bis 40er Jahre
  • Franz Radziwill
  • Kunst nach 1945

Zu sehen sind z.B. großartige Werke von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Franz von Stuck, Heinrich Vogeler, Paula Modersohn-Becker, Max Liebermann, Lovis Corinth, Käthe Kollwitz, Ernst Heckel, Max Pechstein, August Macke, Emil Nolde, Max Ernst. Das Prinzenpalais nennt auch die größte öffentliche Sammlung des Malers Franz Radziwill sein eigen, der sich 1922 in Dangast niedergelassen hatte.

Besucherinformationen:

Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg
Damm 1
26135 Oldenburg
Web: https://www.landesmuseum-ol.de/index.html

Standorte

  • Oldenburger Schloss, Schlossplatz 1, 26122 Oldenburg
  • Prinzenpalais, Damm 1, 26135 Oldenburg
  • Augusteum, Elisabethstr. 1, 26135 Oldenburg

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