Ostfriesentee - Spezialität aus Niedersachsen

Ostfriesentee

von Michael Weber
3 Minuten Lesedauer

Starker Tee aus Ostfriesland

Ostfriesentee – der Name für den schwarzen Tee ist kein geschützter Begriff. Aber nur Tee, der in Ostfriesland gemischt wurde, wird als “echter Ostfriesentee” bezeichnet (s. u.). Bei dieser Mischung handelt es sich um eine kräftige Teemischung.

Nicht immer war der Tee in Ostfriesland ein Nationalgetränk. Nach 1600 brachten die ersten Schiffe Tee nach Europa und um 1720 existierte bereits ein umfangreicher Teehandel in Ostfriesland. 2008 hatten die Ostfriesen den weltweit größten Teeverbrauch pro Kopf, dabei bevorzugen sie für den Ostfriesentee eine Teemischung aus Assam-Sorten, die einen sehr dunklen und kräftigen Tee ergibt.

Was enthält diese Mischung?

Es gibt keine allgemeingültige Zutatenliste, was in einem Ostfriesentee enthalten sein muss. Üblicherweise handelt es sich um eine Mischung, die aus mindestens 50 Prozent Assam-Tee besteht. Die fermentierten Blätter sind dabei meistens verkleinert. Außerdem sind in der Regel wenigstens zehn weitere Teesorten enthalten, mitunter sprechen Anbieter von “Echter Ostfriesenteemischung”, wenn mindestens 20 Sorten enthalten sind. Die weiteren Blätter stammen dann meistens aus Ceylon, Java, Sumatra. Eine abschließende Herkunftsliste gibt es nicht. Böse Zungen behaupten daher, dass die Mischungen aus Resten bestehen. Die im Handel erhältlichen Angebote sind aber in der Regel Teemischungen aus qualitativ hochwertigen Blättern.

Ostfriesentee trinken, aber richtig

Nach wie vor gilt die Ostfriesische Teezeremonie als wichtiger Bestandteil der ostfriesischen Geselligkeit. Dem Gast wird bei seiner Ankunft eine Tasse Tee angeboten, das gilt für Dauergäste ebenso wie für kurzzeitige Besucher, es gilt als ein Akt der Gastfreundschaft. Häufig kommt dabei auch ein spezielles Service zum Einsatz wie eins mit dem Motiv der Ostfriesischen Rose.

 

Ostfriesische Rose - Dekor für Teegeschirr - Foto von der Friesland Porzellanfabrik

Teeservice mit Ostfriesischer Rose – Foto: Friesland Porzellanfabrik

 

Der Ostfriesentee wird mit weichem, siedendem Wasser in einer Teekanne mit Stövchen zubereitet. Kandiszucker und Sahne sind unbedingt nötig, damit der Tee in echten Teetassen serviert werden kann. Die Hauptteezeit ist nachmittags ca. um 15 Uhr.

Für jeden Gast sind wenigstens drei Tassen vorgesehen. Lehnt man vorher dankend ab, gilt dies mindestens als unhöflich. Sind die drei Tassen getrunken, kennzeichnet der in die leere Tasse gelegte Löffel, keinen weiteren Tee mehr zu wünschen.

Echt mit Kandis und Sahne

Vor dem Einschenken des Tees in die Tasse wird ein großes Stück brauner oder weißer Kandiszucker in die Tasse gelegt, darauf wird der Tee gegossen. Die Sahne wird mittels eines speziellen Sahnelöffels an den Rand der Tasse gebracht und langsam einlaufen gelassen. Dadurch entsteht die berühmte Sahnewolke für den Ostfriesentee.

Umrühren ist “verboten”. Denn durch die Sahnewolke und den ungleichmäßig verteilten Kandis entsteht ein einzigartiges Erlebnis von verschiedenen Geschmacksnuancen. Diese richten sich nach dem Milchanteil. Hinzu kommt der Effekt durch den sich auflösenden Kandis. Im oberen Tassenbereich ist der Tee praktisch ungesüßt, im unteren Teil wird er immer süßer.

Diese Geschmacksvielfalt zeichnet die besondere Zubereitung aus, die auch als Ostfriesische Teezeremonie bezeichnet wird. Mehr zur Zubereitung, dem Servieren und der Geschichte bieten verschiedene Museen wie das Ostfriesische Tee-Museum in Norden. Die archivierende Darstellung ist auch vor dem Hintergrund wichutig, dass die ostfriesische Teekultur seit 2017 von der UNESCO als immatrielles Kulturerbe eingestuft ist.

 

Ostfriesentee wird auf einem Stövchen serviert und gewärmt

Ostfriesentee wird auf einem Stövchen serviert und gewärmt

 

Echter Ostfriesentee bzw. echte Ostfriesenteemischung

Ostfriesentee ist keine geschützte Marke und auch keine von der EU geschütze Bezeichnung für eine Teemischung aus Ostfriesland. Ein Schutz der Regionsherkunft wie bei vielen anderen Lebensmitteln kommt offenbar für die EU nicht in Betracht, weil der Tee nicht aus Ostfriesland stammt, sondern hier lediglich gemischt wird.

Gleichwohl wird die Bezeichung “Echter Ostfriesentee” oder “Echte Ostfriesenteemischung” bislang offenbar nur von Unternehmen aus Ostfriesland genutzt. Alle anderen Anbieter bringen ihre Produkte zumindest bislang nur unter der Bezeichnung “Ostfriesentee” in den Handel. Das heißt: Verbraucher können dann relativ sicher über die Herkunft sein, wenn sie “echten Ostfriesentee” kaufen. Eine geschützte Marke hingegen ist z. B. “Bünting Tee echter Ostfriesentee”.

Hinweis: Bei unserer Recherche für diese Bezeichnungsklärung haben wir unter anderem mit dem Tee-Unternehmen Bünting aus Ostfriesland gesprochen.

Foto: Clipdealer

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