Deutschland: Ermittlungen gegen Eisverkäufer wegen Geld der Mafia

von Otto Hofmann
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Die Behörden im westdeutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen gaben am Mittwoch bekannt, sie hätten drei Männer wegen Geldwäsche angeklagt.

Die drei sollen eine Eisdiele in der Kleinstadt Siegen genutzt haben, um Kriminalgelder für die italienische Mafia zu legitimieren.

Was sind die Vorwürfe?

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf wirft den Männern im Alter zwischen 25 und 39 Jahren vor, das Lokal im Auftrag eines hochrangigen Mitglieds der ‘Ndrangheta-Gruppe in der süditalienischen Region Kalabrien betrieben zu haben.

Der Mafiaboss soll rund 400.000 Euro in den Salon investiert haben.

„Im Gegenzug soll die Eisdiele zum Waschen der illegalen Drogengewinne der ‚Ndrangheta und auch als Logistikstützpunkt in NRW genutzt worden sein“, erklärten die Staatsanwälte.

Die laufenden Einnahmen einiger Eisdielen wurden angeblich an andere ‘Ndrangheta-Mitglieder in Italien übertragen.

Die deutschen Staatsanwälte sagen, die italienischen Behörden halten den Hauptkontakt der Mafia für „eine führende Persönlichkeit im internationalen Kokainhandel“.

Welche Strafen drohen den Verdächtigen?

Den drei wird außerdem vorgeworfen, seit Dezember 2016 Mitglieder einer ausländischen kriminellen Vereinigung gewesen zu sein.

Die Mitgliedschaft in einer ausländischen kriminellen Vereinigung wird in Deutschland mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis fünf Jahren bestraft. Banden- und gewerbsmäßige Geldwäsche wird mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zehn Jahren bestraft.

Die Verdächtigen wurden im Rahmen einer größeren Operation im Mai letzten Jahres bei einer Razzia festgenommen und sitzen seitdem in Untersuchungshaft.

Wie groß war die Untersuchung?

Die umfassenden Ermittlungen, die die Behörden in die Irre führten, wurden im Juli 2020 von italienischen Strafverfolgungsbehörden eingeleitet und umfassten eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit.

Bei dem Vorstoß gegen die italienische Mafia wurden bei Razzien, die auch in Belgien, Frankreich, Italien, Portugal und Spanien stattfanden, bereits über 100 Personen festgenommen.

In Deutschland kam es in den Bundesländern Bayern, Thüringen, Rheinland-Pfalz und Saarland zu Razzien, bei denen mehr als 30 Verdächtige aufgrund ausstehender Haftbefehle festgenommen wurden.

Eine große Rolle bei der Untersuchung spielten Untersuchungen zu Krypto-Telefonen. Der Polizei gelang es, die Kryptodienste EncroChat und SkyEcc zu knacken und so einen Einblick in das Innenleben des kriminellen Netzwerks zu erhalten.

Die Ndrangheta gilt als eines der größten und mächtigsten Verbrechersyndikate in Europa und hat in den letzten Jahrzehnten die sizilianische Mafia durch den Transport von Kokain im Wert von mehreren zehn Milliarden Euro von Südamerika nach Europa in den Schatten gestellt.

rc/dj (AFP, dpa)

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